Sonntag, 9. Dezember 2012

Advent


Advent in Silveira

Das erste Dezember Wochenende war heiss und schön, aber ruhig für mich, habe erst wieder ab nächster Woche Dienst für 7 Tage. Beatrice ist seit dem 29.11. in der Schweiz und ich reise am 12.12.12. nach. Wir alle warten auf den grossen Regen, sonst vertrocknet die nach dem ersten Regen eingebrachte Saat und dann kommt es wieder zu Missernten und Hunger. Am Spital waren wir letzte Woche wieder einmal alle 3 Ärzte da. Dr. Saravoye, der seit über 5 Jahren hier wirkt, hört Ende Jahr auf. Er macht in Harare den Master of Public Health, seine Frau als Physiotherapeutin und seine 2 Kinder bleiben hier wohnen. So müssen wir auf die Suche nach einem 3. Arzt gehen. Der seit Mai arbeitende 2. Zimbabwer Arzt Dr. Madhombiro ist im Moment in Südafrika an einem Kurs über Notfallmedizin. Ab Januar sind wir dann wieder zu zweit, denn erfahrungsgemäss geht es länger, bis ein neuer Arzt alle Papiere für eine Anstellung hat.

Hier auf dem Land spürt man wenig vorweihnächtliches, ausser den Engeln, mit denen Bea unser Wohnhaus geschmückt hat.

Der Hühnerstall beim Waisenhaus ist fertig, die Hühner legen bereits und die Kinder haben ein neues Ämtli im Tiere versorgen.

Letzte Woche war ich wie alle 6 Wochen an einer Art Aussenstation in einer Schule und habe zusammen mit 2 Mitarbeitern des Elternvereins für handicapped children etwa 20 Kinder mit Behinderungen angeschaut. Viele sah ich zum ersten Mal, vor allem Cerebralparesen, Mongolismus, aber auch Albinos und Kinder mit Wasserköpfen, Klumpfüssen, Taubstumme und ein Kind ohne Arme, das hat mich etwas mitgenommen.
Wir unterstützen den Verein und die Kinder finanziell mit Geld für Transporte zu Spezialisten, Prothesen für Polio Kinder, Rollstühle und Gehhilfen, aber auch Sonnencremen für Albinos und Schulgelder für die Taubstummenschule und Hörapparate und Brillen. In diesem Jahr haben sich diese Ausgaben auf über 15‘000 $ angehäuft. Ein Teil wurde durch den Augenfonds von Solidarmed gedeckt und die Davoser Ärzte zahlen für die Prothesen.

So danken wir allen Spendern ganz herzlich und sind froh, einfach und direkt speziell auch diesen bedürftigen Kindern helfen zu können.

Ich wünsche allen eine friedliche Adventszeit, ein schönes Weihnachtsfest und ein glückliches neues Jahr.

Clemens

Pateinten warten auf eine Staraugenoperation

Blühende Bäume vor der HIV-Klinik



bei einer Kaiserschnittoperation - der Kopf kommt!
die neu renovierten Männertoiletten



Advent in der Schweiz

Schon einige Tage bin ich nun in der Schweiz und geniesse die Vorweihnachtszeit mit Schnee und Familie.
Die letzten Tage in Silveira waren ausgefüllt mit Organisieren und Vorbereitungen. Need war recht traurig dass ich für Ferien in die Schweiz gehe, aber ich bin überzeugt dass sie alles bestens managen wird. Sie ist eine grosse Hilfe für uns, einfach eine Perle.
Im Waisenhaus haben wir unsern neu gebauten Hühnerstall jetzt mit 6 Legehühnern bevölkert und wie ich gehört habe legen sie fleissig Eier.
Simbabwe (genannt Simba, ein Junge aus dem Waisenhaus) hat seine Kindergartenzeit offiziell mit der Graduation abgeschlossen. Zusammen mit 55 anderen Kindern bekam er eine Urkunde, dass er jetzt schulreif sei. Jedes Kind wurde in ein schwarzes Mäntelchen gesteckt und bekam einen Doktorshut aufgesetzt für die Übergabe der Urkunde. Auch die 4 besten Schüler jeder Klasse wurden geehrt, dass Ganze dauerte etwa 5 Stunden, inkl. Ansprachen und Tänzen.
Die kleine Milen aus dem Waisenhaus wurde von ihrer Grossmutter und einer Tante abgeholt. Wieder einmal traurig und doch glücklich liessen wir sie ziehen in ihr neues Zuhause. So haben wir nur noch drei Mädchen bei uns, die zwei ältesten Virginia und Andy und die 5 monatige Prinzessin Tapiwa. Die Mütter (so werden die Betreuerinnen im Waisenhaus genannt) sind immer noch die gleichen und schauen gut zu den Kindern. Ich freue mich schon auf die fröhliche Kinderschar, wenn ich Anfang Januar zurückkehre.

Wir hoffen, dass alle die Weihnachtszeit gut verbringen, jedes auf seine Art.

Euch allen frohe Festtage und liebe Grüsse
Beatrice

Need am Guezli backen mit Virginia und Andy

der kleine Tobias, der kleinste im Waisenhaus, ist ein tapferer kleiner Kerl. Er ist etwa 2 Monate alt und noch keine 2 kg schwer.

Samstag, 3. November 2012

Ferien

Guten Tag miteinander,

seit Sonntag sind wir zurück von unseren 1 wöchigen Ferien. Es tat gut und war sehr schön. 5 Nächte verbrachten wir in einer Lodge am Karibasee. Das Problem in diesem Land sind die grossen Distanzen, fast 1000 km dorthin. Aber wir wollten einen anderen Teil des Landes kennenlernen und sind über Gweru gefahren, eine Stadt die uns gut gefallen hat. Schon die Hinreise zu unserer Lodge war spannend. Bei der Überquerung eines kleines Passes war es plötzlich grün in der sonst total ausgetrockneten Gegend. Gegen 18.00 suchten wir eine Unterkunft. Das im Reiseführer angegebene Hotel sah zwar gut aus, war aber doch sehr teuer. So suchten wir im Dunkeln, eine nicht ganz leichtes Unterfangen, eine andere Unterkunft und fanden eine kleine Lodge. Dort waren sie auch bereit uns um 5.00 ein kleines Frühstück zu machen. Um 12.00 fuhr nämlich unser Boot vom Hafen in Kariba weg.

Alles hat bestens geklappt, sodass wir um 13.30 in unserer Lodge ankamen. Am Ufer erwarteten uns einige Elefanten und nachher ein feines Mittagessen.






Die 5 Nächte auf den Bumi Hills waren interessant. 2 mal täglich genossen wir einen Ausflug, um Tiere und Natur zu beobachten, mit dem Auto, Boot oder zu Fuss. Zwischendurch haben wir viel geschlafen oder uns im Swimmingpool abgekühlt.

Vom Esstisch auf der Veranda verfolgten wir täglich Elefanten, die am Seeufer spazierten, badeten oder tranken. Auf den Safariausflügen begegneten uns viele Elefanten, eine grosse Büffelherde, verschiedene Antilopen, Vögel und 2 mal eine Löwin. Nur wenige Meter entfernt lag sie im Gras, stand auf, beobachtete uns und verschwand dann im Busch.
 Der See ist voller Krokodile, Nilpferde und auch Fische. So ist Schwimmen streng verboten, auch wegen der Bilharziose. Dafür waren wir erfolgreich im Fischen.





Auf dem Rückweg nach Harare besuchten wir noch die Chinhoyihöhlen, für uns „normale“ Besucher sehr klein, aber offenbar für ausgesuchte Taucher (120 m tiefer See) sehr speziell und weltweit bekannt. Wir amüsierten uns über die Eintrittsgebühren: USD 3 pro Person, USD 2 für die Kamera.


Auf dem Heimweg bezogen wir in der Hauptstadt Harare  unsere gewohnte Unterkunft, um in Ruhe einzukaufen.

Jetzt müssen wir aufpassen dass uns der Alltag nicht allzu schnell wieder einholt mit Notfalldienst, Meetings etc.

Bis bald wieder

Beatrice und Clemens


N.B. Die Drillinge sind diese Woche auf dringendsten Wunsch der Mutter nach Hause zurückgekehrt, gesund und alle voll gestillt.

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Wieder Alltag

Die letzten Monate war bei uns immer etwas los: Besuche, strenge Notfalldienste, Unterassistenten. Aber wir haben das alles sehr genossen. Gleichzeitig mit Mirjam, unser Unterassistentin, sind auch unsere Schweizer Nachbarn Urs und Yvonne abgereist, nachdem ihr 3 Jahres Vertrag mit der BMI (Bethlehem Mission Immensee) abgelaufen ist. Im Spital werden wir wohl vor allem unseren Techniker Urs vermissen. Er hat viele lokale Arbeiter angelernt und überwacht und auch wir konnten mit all unseren technischen Problemen zu ihm. Bis ein Nachfolger kommt, wird es wohl noch etwas dauern.

Yvonne war Homöopathin und hat vor allem in den Dörfern Ernährungsberatung gemacht. Auch hat sie ein Projekt gestartet, wo Einheimische Früchte trocknen und schön verpackt verkaufen.

Jetzt sind wir noch die einzigen Weissen auf dem Platz, wir werden Urs und Yvonne vermissen.

Inzwischen sind auch die 2 Solidarmedleute von der Geschäftsstelle Luzern wieder abgereist. Es gab mit ihnen viele interessante Diskussionen, Pläne, Budgetentwürfe usw. Gut waren sie da, kleinere und grössere Probleme lassen sich im direkten Gespräch einfacher lösen als via Email.

Bei uns hat nun definitiv der heisse Frühling das Zepter übernommen, die Tage sind bis 35 Grad warm und heute um 19.00 war es immer noch 29 Grad. Im Moment ist es so, wie man sich Afrika vorstellt: heiss, trocken, braun. Was uns allerdings immer wieder zum Staunen bringt, sind die violett blühenden Jacarandabäume, die überall wie Farbtupfer in der braunen Landschaft verteilt sind.

Was unter der grossen Hitze leidet ist allerdings der Garten. Die Salate schiessen in die Höhe (gibt jetzt Hühnerfutter), Rüebli und Kohlrabi lassen in der Mittagshitze die Blätter hangen. Aber gottlob haben wir immer noch genügend Trinkwasser, obwohl der Damm oberhalb des Spitals schon lange ausgetrocknet ist.

Vielleicht sehnt ihr euch nach Sonne und etwas Wärme, während dem wir hier froh um etwas Regen wären. Aber darauf müssen zumindest wir wohl noch fast 1 Monat warten.

Euch allen herzliche Grüsse

Beatrice und Clemens

Das trockene Ufer am Stausee in der Nähe von Masvingo

Blühende Jacaranda-Bäume

Blühende Jacaranda-Bäume


Ein kleiner Nachtrag:

Kurz nach dem der Blog geschrieben war, kamen im Spital Drillinge zur Welt! Die Mutter hat vermutet, aber nicht gewusst, dass es wahrscheinlich Zwillinge seien, aber mit drei hat niemand gerechnet! So hat die Mutter in einer natürlichen Geburt (die arme Mutter!) drei gesunde und auch ziemlich grosse Knaben zur Welt gebracht!

Die neugeborenen Drillinge

Samstag, 15. September 2012

Ein Arbeitstag von Clemens

Um 1.30 kommt Clemens nach einem Notfallkaiserschnitt vom Spital zurück (er hatte letze Nacht noch Notfalldienst).

Nach dem Frühstück um 7.00 auf der Terrasse heisst es heute noch den Generator anstellen, da wir seit gestern Vormittag keinen Strom haben. So lange Stromausfall gabs allerdings schon lange nicht mehr.

Gegen 7.30 geht er los Richtung Spital, zuerst meist noch etwas Büro, Mails herunterladen etc., dann um 8.00 sitzen die Leute auf den Bänken vor dem Röntgen, Ultraschall und Operationssaal. Viele mit einem Pflaster auf der Stirn mit Name und Alter. Jetzt wird durchgefragt wer für was kommt. Die Ultraschallpatienten werden von Clemens meistens als erstes angeschaut. Sobald einer der 2 zimbabwischen Ärzte kommt, beginnen sie mit den Operationen. Ist Clemens allein, dauert alles etwas länger.

Heute operierten sie z.B. 1 Wasserbruch im Hodensack, 2 Auskratzungen nach Blutungen, eine Wundversorgung, 1 Armbruch zum Richten und Gipsen, 2 Verbrennungen zum Blasen abtragen in Narkose, 1 offenen Unterschenkelbruch zum Nähen und mit einer Nadel in die Ferse bohren, um ein Zuggewicht anzuhängen, zum Ruhigstellen des Bruches. Nach der Arbeit im Operationssaal geht’s auf Visite zu den stationären Patienten, entweder Frauen-, Männer-, Kinder- oder Wöchnerinnenabteilung oder, wenn die andern Ärzte mal wieder an einer Beerdigung oder an einem Kurs sind auf alle Abteilungen. Das Spital hat Betten für 200 Patienten.

Nach der Visite geht’s zu den ambulanten Patienten. Diese werden immer zuerst von einer Krankenschwester oder einem Pfleger angeschaut und behandelt, der Arzt sieht nur die schwierigen oder unklaren Fälle. Mittagspause zwischen 13 -14 zu Hause, dann wieder weiter ins Ambulatorium bis ca. 16.00. Bei der 2. Runde werden verordnete Röntgenbilder, Laborwerte oder Tuberkulose- und Aidspatienten beurteilt.

Heute gabs um 15.00 wieder einen Notfallkaiserschnitt bei einer Freu mit 2 früheren Kaiserschnitten, sie hatte schon Wehen. Bei der Operation war die Gebärmutter schon eingerissen, der Junge aber kam gesund heraus. Die Patientin verlor viel Blut und bekam 2 Blutkonserven, hoffentlich überlebt sie.

Dazwischen kommen immer wieder Privatpatienten ins Büro (Personal und Angehörige), Meetings und Notfälle.

Einmal pro Woche geht’s auf Aussenstation.

Nach dem Nachtessen gibt’s meist noch einiges an Büroarbeit zu erledigen (Projektbeschriebe, Buchhaltung, Rapporte).

So ist jeder Tag einzigartig und spannend.

Herzliche Grüsse an alle.

Eine Frau auf der Wöchnerinnenabteilung (Maternity)


Vor dem Operationssaal

Donnerstag, 30. August 2012

Zurück in Silveira

Nach fast 4 Wochen bin ich zurück in Zimbabwe, meinem 2. Zuhause. Der Empfang war herzlich, ein Teil des Hauses frisch gestrichen und von Need (unserer „Perle“) geputzt und mit frisch geschnittenen Blumen geschmückt.


Die Stube während den Malerarbeiten

Clemens hat während dieser Zeit viel gearbeitet (das ist auch jetzt nicht anders), aber wir freuen uns, wieder zusammen zu sein.

Im Waisenhaus ist alles gut gelaufen, die Kinder sind gesund und fröhlich. Wir haben, voraussichtlich nur temporär, ein „neues“ Kind. Es wurde von der Polizei unterernährt und nackt gefunden. Nach einigen Tagen auf der Kinderabteilung ist der kleine Junge nun bei uns. Die Mutter kam nach einiger Zeit mit der Polizei. Sie, oder vor allem der Vater, wollten das Kind zurück. Aber vorläufig bleibt er noch bei uns, die Mutter soll sich das Ganze nochmals überlegen.

Hier in Silveira ist es sehr trocken und schon aussergewöhnlich warm. Während des Tages steigen die Temperaturen gegen 30 Grad, die Nächte zwischen 15 – 19 Grad. Alle hoffen auf Regen. Die Einheimischen sagen das absolut trockene Wetter sei sehr ungewöhnlich, früher habe es während der Wintermonate doch hin und wieder geregnet oder eine Art Nebelregen gegeben.



Unser Heimweg

Wir freue uns am Vogelgezwitscher, am Garten, wo schon wieder vieles wächst, den Baumorchideen, die zu blühen beginnen. Die herumstreunenden, hungrigen Geissen versuchen wir allerdings aus unserm Garten fernzuhalten, nachdem die schon einiges gefressen haben. Unsere beiden sonst sehr wachsamen Hunde haben sie nicht verscheucht!



Schon bin ich wieder voll eingetaucht in mein afrikanisches Leben hier.

Grüsse euch allen von Herzen. Vor allem möchte ich allen danken, die mir während des Aufenthaltes in der Schweiz zur Seite gestanden sind, mich und auch unsere Projekte unterstützt haben.

Beatrice

Freitag, 3. August 2012

Manheru (Guten Abend)


Schon sind unsere Besucher wieder in die Schweiz zurück gekehrt. Wir hatten eine schöne Zeit zusammen. Im Gepäck haben sie sicher viele interessante und einprägsame Erlebnisse und alle auch ein Glas Erdnussbutter, lokal hergestellt.

Vor einiger Zeit war ich ja bei der Erdnussernte dabei, nun haben unsere Haushalthilfe Need und ihre Schwester und Schwägerin uns gezeigt, wie man diese zu Erdnussbutter verarbeitet.

Die Nüsschen werden geschält und auf dem Feuer mit wenig Salz geröstet, dann möglichst von den feinen Häutchen befreit draussen im Wind.
 Anschliessend werden sie in einem grossen Mörser zerstampft und kommen portionenweise auf einen flachen Stein.


In sehr mühsamer und langwieriger Arbeit werden sie dort mit einem anderen Stein zermahlen, am Schluss noch mit einer alten Bierflasche zerrieben, um die Butter möglichst fein zu machen.


Im Spital und in der Dorfmühle gibt es auch eine einfache Maschine, oben geröstete Peanuts hinein und unten kommt die Erdnussbutter heraus, was natürlich viel schneller und rationeller ist.


Dieses wirklich reine Naturprodukt hält sich monatelang und ist ein guter Fett und auch Eiweissspender. Hier geben die Leute sie in den Porridge am Morgen, manchmal auch ins Gemüse und wir haben sie am liebsten auf dem Brot!



Ich bin am 31.7. mit Seraina, Beni und Sidonia für 4 Wochen in die Schweiz gekommen und hoffe damit meine gesundheitlichen Probleme in den Griff zu bekommen.

Clemens bleibt hier, aber damit es ihm nicht zu einsam ist, kommt zweimal Besuch aus der Schweiz. Ich denke auch, dass ihn die Büroarbeit noch einige Abende auf Trab halten wird.

Grüsse aus Silveira und aus der Schweiz

Beatrice und Clemens

Donnerstag, 19. Juli 2012

Aus der Sicht von Besuchern


Wir sitzen gemütlich vor dem knisternden Kaminfeuer und lassen in unseren Köpfen die Bilder der letzten Tage Revue passieren.



Die ersten Eindrücke von Harare, als so viel fremde Gerüche, Geräusche und Bilder auf uns eindrangen. Eine fremde Welt, für uns unübersichtlich, farbig, laut aber freundlich. Voller Gegensätze und lustiger Details; so assen wir unser erstes Znacht in Zimbabwe bei einem Serben, der in Harare ein italienisches Restaurant führt.

In Silveira dann ein gemütliches Zuhause, man merkt, dass Bea und Clemens hier daheim sind, sich eingelebt haben. Sie werden mit Namen gegrüsst, angelächelt und kennen die verschlungenen Pfade der Kommunikation, der Werte und der Art, wie die Dinge hier angegangen werden und angegangen werden müssen.

Beim Besuch von Beas Waisenhaus fühlt man sich zuerst fremd, unsicher, aber kaum nimmt man das erste weinende Kind auf den Arm und wird strahlend angelächelt ist man mitten drin, hilft, spielt, füttert und tröstet. Als besondere Abwechslung kommen die drei Kleinsten zu uns zum Baden. Auch im Waisenhaus werden sie täglich gebadet und von oben bis unten mit Vaseline eingeschmiert, aber das Baden hier ist für einmal gemütlicher und ruhiger.



Der Besuch einer Schule zeigt einen Raum voller einfacher Holzbänke, lottriger Fenster und vollgeschriebenen Wandtafeln. Die Schüler sitzen still und konzentriert, schreiben eine Prüfung. Ist Lernen hier wirklich so anders? Was braucht es, um zu lernen und zu verstehen? Wie viel Reduzieren der Infrastruktur, der Umstände ist möglich? Und wird Bildung mehr geschätzt, wenn sie nicht selbstverständlich ist?


Die Fahrt durchs Land am Wochenende; Hügel, Ebenen, Felder und Busch, Felsen, Leute, Tiere, die Farm von Theresa und Gary. Theresas Waisenkinder sind gross, grau, majestätisch und unglaublich eindrücklich: Elefanten.


Der Tag darauf im Gonareshu National Park, der zweitgrösste von Simbabwe, war ein schönes Erlebnis, die Tiere schauten uns zum Teil ebenso gwundrig an wie wir sie. Es gab viel zu sehen, Elefanten, Zebras, von weitem Nilpferde, viele verschiedene Antilopen und Krokodile, die sich an der Sonne wärmten. Das Bild mit der Antilope und dem Vogel auf dem Rücken wurde zum „Shot oft the day“ gekürt.


Gestern Morgen ist kurz die Wasserversorgung unterbrochen worden, und gegen Abend ist uns ein Abwasserschacht überlaufen, eine Überschwemmung in die Küche konnte gerade noch verhindert werden. Das Wasser des Schachtes haben wir dann mit Kübeln ins Gebüsch entleert. Clemens rief den Plumper an, da es nach vier Uhr war, rechneten wir nicht mehr vor dem nächsten Sonnenaufgang mit einem Aufkreuzen des Fachmannes. Zu unserem Erstaunen war dieser trotzt Feierabend in einer ¾ h bei uns, um sich dem Problem anzunehmen. Leider konnte es nicht vor dem Eindunkeln gelöst werden, das WC und die Dusche durften wir bei unseren Nachbaren Urs und Yvonne benützen. Ein besonderer Bewohner ist uns beim Umdrehen des Schachtes nahe beim Hühnerstall ins Auge gesprungen.


Liebe Grüsse in die Schweiz Beni und Seraina

Donnerstag, 28. Juni 2012

Das Schicksal des kleinen Tafadzwo (=we are happy)

Wir hatten schon einige kalte Nächte, der Winter hat sich frühzeitig gemeldet. So brennen in den Rundhütten vielfach auch in der Nacht offene Feuer und die Leute schlafen dort oder die Kinder spielen.

Dem 8 monatigen Tafadzwo wurde das zum Verhängnis. Während die Eltern schliefen krabbelte er zum Feuer und verbrannte sich am Kopf (seitlich und vorne), am linken Händchen und am Vorderarm. Die kleinen Finger waren so arg verbrannt, dass sie sich nicht mehr erholen können und mussten amputiert werden. Was mit der kleinen Hand geschieht zeigt sich in den nächsten Tagen und Wochen. So liegt er jetzt unter einem Bettbogen, der mit Wolldecken zugedeckt ist. Ob das Kind oder die Mutter mehr leidet ist schwer zu beurteilen. Die Mutter zeigt wenig Regungen, sie begleitet das Kind zum Operationssaal und wartet dort bis der Verbandwechsel vorbei ist. Auch wird der Kleine noch voll gestillt.

Im gleichen kleinen Zimmer sind noch zwei Buben unter einem solchen Bettbogen „versteckt“. Der eine hat am Arm und Oberkörper böse Verbrennungen, der andere an den Füssen. Die Kinder werden nicht beschäftigt, sie liegen tage- und wochenlang einfach hier. Manchmal bringe ich ihnen einige Farbstifte und ein Heft, damit sie vielleicht etwas zeichnen oder schreiben können.

Immer wieder kommen Patienten mit mehr oder weniger schweren Verbrennungen, sei es vom Feuer, Wasser oder anderen heissen Flüssigkeiten. Oft kommen sie erst nach Tagen vorbei.

In all diesen Fällen dürfen wir nicht an die bestausgerüsteten Verbrennungszentren in der Schweiz denken!


Wir hoffen, dass es dem Kleinen bald besser geht und werden wieder von ihm berichten.

Bis bald und ganz liebe Grüsse

Beatrice und Clemens

Achtung!!! Die Bilder sind nichts für empfindliche Gemüter!

Einer der Jungen unter dem "Bettbogen"




 

Die Verbrennungen des kleinen Tafadzwo

Während dem Verbandwechsel

Der kleine Tafadzwo nach dem Verbandwechsel

Tafadzwo im Zimmer unter seinem "Bettbogen"


Montag, 11. Juni 2012

Besuch aus der Schweiz und Ferien in Mozambique




Schon lange haben wir uns nicht mehr gemeldet, aber im und ums Haus war die letzten Wochen Betrieb.

Die Besucher aus der Schweiz haben wir unglaublich genossen. Vor allem Livio und Sofia mit ihrem Lachen, Plaudern und Spielen vermissen wir jetzt schon. Aber Livio hat ja gesagt, dass er am Samstag wiederkommt. An welchem wohl?

Zusammen mit der Familie (mit Palesa, Jan, Livio und Sofia) verbrachten wir 1 Woche in Mozambique am Meer. Die Reise war zwar lang und anstrengend (für die Visa brauchten wir 2 Stunden, obwohl wir alleine an der Grenze waren), aber das Haus am Meer war wunderschön und ideal mit den Kindern. Touristen haben wir am Strand nicht ein einziges Mal angetroffen, alles war sehr sauber. Einzig mit dem Tauchen hat es nicht geklappt, so müssen wir sicher nochmals hin...

Obwohl es ein direktes Nachbarland von Zimbabwe ist, ist Mozambique doch wieder ein anderes Afrika. Die Häuser der Einheimischen, meist auch Rundhütten, sind viel offener und luftiger gebaut, es ist auch wärmer als bei uns. Im Busch scheint es in Mozambique noch viele arme Leute zu geben.
Die Strassen sind meist schlecht, mit riesigen Schlaglöchern. In Vilanculos, eigentlich ein grösseres Feriendorf, waren praktisch alle Strassen ungeteert und wir waren im Sand froh um unser allradbetriebenes Auto.

Auf dem Nachhauseweg haben wir uns noch mit Cashewnüssen und zuckersüssen Ananas eingedeckt, auch ein ganzer Strunk kleiner Bananen fehlte nicht in unserem vollbepackten Auto. Am Zoll begutachteten sie dann unsere Ladung und fragten ob wir Fisch dabei hätten. Wir verneinten und darauf bat uns die Zöllnerin um eine Ananas. Für uns war es klar – lieber eine Ananas weniger und dafür problemlos über die Grenze.

Jetzt ist hier wieder Alltag. Rahel, eine Medizinstudentin aus der Schweiz ist für 2 Monate hier. In den nächsten Wochen gibt’s neben der medizinischen Arbeit viele Besprechungen, Meetings und Diskussionen. Berichte und Pläne müssen ausgearbeitet und nachher in die Schweiz geschickt werden.

Der Herbst hat eindeutig Einzug gehalten, die Tage sind kurz. Um 18.00 ist es dunkel und auch kühl. So sitzen wir sogar schon hin und wieder am Abend vor dem Feuer. Sobald die Sonne scheint ist es aber schon schnell wieder schön warm.

Seid alle ganz herzlich gegrüsst

Beatrice und Clemens Fehr

Unser Ferienhaus





Der Ausblick vom Ferienhaus


Ananas und Cashewnüsse kaufen unterwegs


Montag, 14. Mai 2012

Erdnussernte und -Verarbeitung

Liebe Freunde,

Wir sind glücklich, haben das Haus voller Besucher aus der Schweiz, auch unsere Enkel Livio und Sofia geniessen uns und wir sie.

Alle zusammen waren wir 2 Tage auf Safari, es war toll, auch wenn wir jeden Tag um 5.15 aufgestanden sind. Das Reservat liegt nur 1 h von uns entfernt und ist 1/12 so gross wie die Schweiz.

Trotzdem möchte ich euch jetzt etwas von der Erdnussernte erzählen, die mich sehr beeindruckt hat. Mais und Erdnüsse sind ungefähr zur gleichen Zeit reif.

So ging ich mal mit Need zu ihrem Feld, wo die Erdnüsse zwischen dem Mais angepflanzt werden. Der Mais wächst in die Höhe, die Erdnüsse, wie der Name sagt, unter dem Boden, ganz ähnlich wie die Kartoffeln. Die Stauden werden ausgerissen und an den Wurzeln hängen viele kleine Erdnüsse, die abgezupft werden. Zu dritt, wie wir waren, noch amüsant, allein sicher langweilig, weil man überhaupt nicht vom Fleck kommt. Nachher werden die Erdnüssli einige Tage an der Sonne getrocknet, dann geschält, geröstet und zu guter Letzt zermalmt oder (wie im Spital) durch eine Maschine getrieben. Oben die Erdnüsse hinein, unten kommt die Erdnusscrème oder die Erdnussbutter heraus. Ganz wenig Salz dazu und in Gläser abgefüllt: Fertig.

Hier brauchen sie die Erdnussbutter fürs Gemüse oder einfach als Ergänzung zur täglichen, normalerweise doch recht eintönigen Nahrung. Wenn ich hier von einer einheimischen Frau Erdnussbutter kaufe, bezahle ich 1.50 USD für ein 450 Grammglas und habe jeweils fast ein schlechtes Gewissen, weil ich für so viel Arbeit so wenig bezahlen muss. Aber fein ist sie schon!

Wir bei uns rösten die Erdnüsse, dann werden sie mit Salzwasser abgelöscht und eingekocht und zum Apero genossen. (Need weiss besser wie man das macht als ich)

Euch allen ganz herzliche Grüsse aus dem sonnigen Silveira

Beatrice und Clemens